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Expertenwissen - Zwingen
Welche unterschiedlichen Zwingen gibt es?
Grundsätzlich unterscheidet man Einhandzwingen und Schraubzwingen. Wie so oft ist es mit diesen beiden Bezeichnungen aber nicht getan. Denn für Einhandzwingen finden sich gerne auch Synonyme und spezifizierende Begriffe. So werden Einhandzwingen immer wieder als Klemmzwingen oder Leimzwingen bezeichnet. Kleine Klemmzwingen wiederum nennt man auch Federzwingen. Begriffe wie Spannzwinge wiederum werden gerne als Oberbegriff und damit synonym zum simplen Zwingen genutzt. Schließlich gibt es noch Holzzwingen, die sich, je nach Ausführung, schrauben oder per Hebel klemmen lassen. Die Fugzwinge wird vornehmlich zum Verleimen von Brettflächen verwendet. Der Spanndruck wird am Ende der Schiene über eine Spindel aufgebaut.
Bleiben wir der Einfachheit halber bei Einhand- und Schraubzwingen und schauen wir uns deren Aufbau einmal genauer an:
Wie der Name schon verrät, lassen sich Einhandzwingen mit einer einzigen Hand bedienen. Größere Modelle dieser Zwingen sind mit zwei Spannarmen (Backen) ausgestattet, die wiederum mit einer Führungsschiene verbunden sind. Um Werkstücke einzuspannen, ziehen Sie den beweglichen Arm heran. Dosieren lässt sich das Spannen dabei mithilfe eines Hebels, der die bewegliche Backe in Richtung der festen Backe drückt. Kleinere Einhandzwingen, die Federzwingen, bestehen oftmals lediglich aus zwei Spannarmen. Eine starke Feder verleiht ihnen ihre Spannkraft. Diese in der Regel kleineren Zwingen werden auch gerne als Klemmen (engl: clamps) oder Spanner bezeichnet.
Schraubzwingen verfügen zwar ebenfalls über zwei Spannarme und eine Schiene. Im Gegensatz zu Einhandzwingen allerdings führt bei ihnen durch den beweglichen Spannarm noch eine Gewindespindel. Mit einem an deren unterem Ende angebrachten Griff aus Holz oder Kunststoff kann die Spindel angezogen werden. Der bewegliche Arm lässt sich damit präzise einstellen.
Was bedeutet die »Spannweite« bei Zwingen?
Eines der wichtigsten Kriterien bei Zwingen jeglicher Art ist die Spannweite. Die Spannweite ergibt sich aus der Länge der Führungsschiene einer Zwinge. Sie gibt Auskunft darüber, wie dick die zu verspannenden Werkstücke insgesamt sein dürfen. Über die Kraft oder den Druck einer Zwinge gibt die Spannweite jedoch keinerlei Auskunft. Je nach Qualität und Material der Komponenten einer Zwinge kann eine kleine Zwinge deutlich mehr Kraft aufbauen als eine Zwinge mit sehr großer Spannweite. Sollte die Spannkraft einer Zwinge denn überhaupt angegeben sein, bewegt diese sich meist in einem Bereich von 50 bis etwa 200 kg.
Viele Marken führen Zwingen mit den unterschiedlichsten Spannweiten. Die Firma Bessey beispielsweise stellt Schraubzwingen mit einer Spannweite von 100 mm her. Sie hat aber auch solche mit Spannweiten von 800 mm oder mehr im Angebot. Zwingen dieser Größe eignen sich etwa für die Montage von Möbelkörpern. Kleine Federzwingen von Bessey wiederum verfügen über Spannweiten von rund 70 mm. Sie werden etwa besonders gerne für das Verleimen von Holzwerkstücken genutzt.
Eine Besonderheit sind Spannelemente, mit denen Sie theoretisch Zwingen von unbegrenzter Länge herstellen können. Der Clou liegt darin, dass Sie die Führungsschiene selbst einsetzen und somit deren Spannweite beeinflussen können. Als Führungsschiene nutzen die Spannelemente von Pony oder Otoro ein normales Wasserrohr von 3/4 Zoll mit beidseitigem Gewinde verwendet.
Ebenfalls eine große Spannweite haben Türspanner, auch Rahmenspanner genannt. Diese empfehlen sich vorrangig dann, wenn ein hoher Druck aufgewendet werden soll – beispielsweise beim Verleimen von Türrahmen oder Treppenstufen. Wenn Sie Türen montieren, benötigen Sie im Zweifelsfall einen Türfutterspanner – der aber auch gerne als Türspanner bezeichnet wird.
Was bedeutet die Bezeichnung »Ausladung« bei Zwingen?
Neben der Spannweite stolpern Sie bei Ihrer Recherche zu Zwingen mitunter auch über den Begriff der Ausladung. Dieser meint nichts anderes als die Spanntiefe. Im Unterschied zur Spannweite ist damit die Länge der Spannarme gemeint.
Die Ausladung einer Zwinge ist somit die Information darüber, wie weit entfernt die Zwinge vom Rand eines Werkstücks angesetzt werden kann. Oder anders gesagt: Sie beschreibt, wie weit sie die Backen Ihrer Zwinge über Werkstücke führen können. Die meisten Federzwingen beispielsweise verfügen nur über eine geringe Ausladung. Selbst eine Ausladung von gerade einmal 20 mm ist hier möglich. Größere Zwingen weisen dagegen Ausladungen von meist über 100 mm und teilweise bis zu 500 mm auf.
Neben der Ausladung bestimmen auch die Schutzkappen oder Druckteller an den Druckpunkten einer Zwinge darüber, wie präzise Werkstücke fixiert werden können. Um den Anpressdruck auf dem Material gleichmäßiger zu verteilen, können Sie mehrere Zwingen verwenden. Alternativ lassen sich auch ebene und stabile, zurechtgesägte Holzlatten zwischen Druckteller und Werkstück spannen.
Einhandzwinge oder Schraubzwinge – gibt es andere Unterschiede als die Bedienung?
Die Bedienung ist selbstverständlich nicht der einzige Unterschied zwischen den beiden Zwingentypen. Es gibt einige weitere Eigenschaften, die Einhand- von Schraubzwingen unterscheiden:
- Das Spannen mit einer Einhandzwinge geht schneller als jenes mit einer Schraubzwinge. Schließlich muss nicht erst aufwendig an einem Gewinde gedreht werden, bis die Spannbacken die passende Kraft ausüben. Manche Handwerker nennen Einhandzwingen daher auch Schnellspannzwingen.
- Mit Schraubzwingen allerdings lässt sich in der Regel deutlich mehr Druck aufbauen als mit Einhandzwingen.
- Eine Temperguss-Schraubzwinge oder auch eine Ganzstahl-Schraubzwinge beispielsweise ermöglicht zudem präzisierte Spannarbeiten. Ganzstahlzwingen verfügen über elastische Fest- und Gleitbügel. Das führt dazu, dass Vibrationen einen deutlich geringeren Einfluss auf die Spannkraft haben. Mit einer Zwinge aus Temperguss dagegen kann durch starres Spannen eine besonders hohe Spannkraft erreicht werden.
- Letztlich ist meist nur bei einigen Schraubzwingen möglich, den unteren Arm werkzeuglos umzustecken. Dadurch lassen sich Werkstücke nicht nur spannen, sondern auch spreizen.
- Verwenden Sie eine Verleimhilfe, mit deren Hilfe Sie beide Hände freibekommen zum Ansetzen von Zwingen und Zulagen.
- Vermeiden Sie, dass die Spindel einer Schraubzwinge beim Ansetzen bis zum Anschlag aufgedreht ist – was zumeist vom letzten zu weiten Öffnen herrührt.
- Verteilen Sie den Druck einer einzelnen Zwinge über ein Kantholz und zwei Zulagen über eine breitere Fläche.
- Sie können zwei Zwingen zu einer längeren Doppelzwinge verbinden: Haken Sie die festen Spannarme ineinander.
- Um die Hände für das Setzen einer größeren Spannzwinge freizubekommen, können Sie zunächst Klemmen verwenden. Sind die einzelnen Werkstücke und Zulagen dann ausgerichtet, können Sie mit beiden Händen die Schraubzwinge ansetzen.
- Reinigen Sie Ihre Schraubzwingen nach jedem Gebrauch.
- Eingetrocknete Leimkrusten entfernen Sie, indem Sie die Stellen mit einem in Essigessenz getränktem Tuch umwickeln und rund zwei Stunden einweichen. Danach lassen sich die Krusten einfach abwischen.
- Lagern Sie Ihre Zwingen nicht kreuz und quer in einer Schublade. Nutzen Sie Zwingenhalter. Damit schonen Sie nicht nur Ihre Zwingen vor unnötigen Einflüssen, Sie sind auch stets griffbereit.
Noch mehr Informationen und Tipps für die Verwendung von Zwingen finden Sie im Blogbeitrag Für jeden Zweck die passende Zwinge.