Klappmesser selbst bauen
 

Messerbau ist ein beliebtes Hobby. Ein individuelles Messer ist immer ein schönes Projekt und auch ein großartiges Geschenk. Viele schrecken jedoch vor dem Bau eines Klappmessers zurück. Zu kompliziert scheint die Mechanik, zu aufwendig das Anfertigen der vielen Kleinteile. Mit einem Messerbausatz von Hiro können Sie ein individuelles Taschenmesser leicht selbst zusammenbauen. Alle Teile sind vorgefertigt, nur geringe Anpassungen sind nötig. Wir zeigen Ihnen, wie es geht.

 

Material und Werkzeug

In den Klappmesserbausätzen von Hiro sind alle Teile enthalten, die Sie für den Eigenbau eines Klappmessers benötigen. Es werden keine weiteren Materialien oder Klebstoffe benötigt. Auch beim Werkzeug hält sich die Ausstattung in Grenzen. Für eventuelle Anpassungsarbeiten am Verschlussstück benötigen Sie eine Halbrundfeile für Metall und einen Schraubstock (z. B. York® Klemm-Schraubstock) mit einer kleinen Ambossfläche, die beim Vernieten genutzt wird. Außerdem einen mittelschweren Schlosserhammer, Schleifleinen in mehreren Körnungsstufen von 120 bis 600 und Micro-Mesh bis Körnung 3600. Wenn vorhanden, erleichtert eine Raspel (z. B. Kabinettraspel) das Ausformen der Griffschalen und ein Poliermotor (z. B. DICTUM® PM 75) das abschließende Polieren der Metallbacken.

Bausatz für Klappmesser

Im Bausatz sind alle Teile für das Klappmesser enthalten

 

Funktionsweise des »Back-Lock«-Verschlusses

Die bei DICTUM angebotenen Klappmesserbausätze von Hiro nutzen alle einen sogenannten »Back-Lock«, um die Klinge zu arretieren. Dieser Mechanismus besteht im Grunde aus drei Teilen. In der Mitte des Messergriffes ist das sogenannte »Verschlussstück« wie eine Wippe gelagert. Am Ende des Messergriffs festgenietete Federn drücken von innen gegen das Verschlussstück. Das vordere Ende des Verschlussstücks rastet mit einer kleinen Nase in einer Kerbe an der Klinge ein, wenn diese geöffnet wird, und arretiert sie in dieser Position. Um das Messer zusammenzuklappen, drücken Sie auf das hintere Ende des Verschlussstücks, dessen vorderes Ende gleitet aus der Kerbe und gibt die Klinge wieder frei.

Funktionsweise des »Back-Lock«-Verschlusses

Das Verschlussstück des Back-Lock ist wie eine Wippe gelagert

 

Überprüfen und Anpassen des Verschlusses

Bevor das Klappmesser vernietet wird, sollten Sie zwei Bereiche der Verschlussmechanik auf Passgenauigkeit überprüfen. Bauen Sie dazu das Messer halb zusammen: stecken Sie die Federn mit den beiden Nieten auf einer Platine fest, setzen Sie das Verschlussstück mit der mittleren Niete auf und stecken Sie die Messerklinge ebenfalls auf die dazu passenden Niete.
Schauen Sie sich nun die Stelle, an der das Verschlussstück in die geöffnete Klinge einrastet, genauer an (A). Wenn das Messer ausgeklappt ist, soll die Nase stramm in der Kerbe an der Klinge einrasten und der Klingenrücken in einer durchgehenden Linie mit dem Rücken des Griffstücks laufen.

Feilarbeiten am Verschlussstück

Wenige Feilenstriche reichen meist aus, damit alles genau passt

 

Passt das Verschlussstück nicht in die Kerbe oder rastet es bereits ein, wenn die Klinge noch nicht komplett geöffnet ist (leichter Knick am Übergang vom Griffstück zum Klingenrücken), können Sie jetzt noch die Nase am Verschlussstück nacharbeiten. Führen Sie diese Korrekturen vorsichtig durch.
Überprüfen Sie die Anpassungen bereits nach wenigen Feilenstrichen, um nicht zu viel Material zu entfernen. Die Klinge soll nachher fest einrasten und nicht wackeln.
Im geschlossenen Zustand muss die gesamte Schneide vom Griffstück verdeckt sein. Die Klingenspitze darf nicht herausstehen. Klappen Sie das (halbe) Messer zusammen und überprüfen Sie, ob das so ist. Wenn die Messerspitze über die Platine hervorsteht, können Sie etwas Material an der sogenannten »Fehlschärfe« bzw. »Ricasso« (ungeschärfter Bereich am Übergang zum Griff (B)) abtragen.
Manche Teile des Messerbausatzes sind nur ausgestanzt und haben eventuell noch Grate, die vor dem Vernieten mit Schleifpapier entfernt werden. Auch das Verschlussstück ist meist nur gestanzt. Wenn Sie möchten, können Sie die Außenseite des Verschlussstücks jetzt noch schleifen und polieren oder es mit sogenannten »Fileworks« verzieren.

 

Vernieten des Klappmessers

Wenn die Verschlussmechanik funktioniert und alle Teile entgratet sind, können Sie das Messer zusammenbauen. Kleben Sie zuvor die Schneide mit Klebeband ab, um sie vor Kratzern zu schützen. Bauen Sie das Klappmesser wie oben beschrieben zusammen und setzen Sie auch die zweite Platine auf. Pressen Sie alles gut zusammen. Die Platinen und die übrigen Teile (Klinge, Verschlussstück und Federn) sollen dicht aufeinander liegen, ohne Spalten dazwischen.
Etwas Vorsicht ist beim Vernieten des Stiftes geboten, mit dem das Verschlussstück gelagert wird. Dieser sitzt sehr weit außen am Griffrücken. Wird er zu stark gestaucht, kann das Holz der Griffschalen nach außen aufplatzen.

Vernieten des Klappmessers

Mit leichten Schlägen werden die Messingstifte gestaucht

 

Vernieten Sie diesen Stift lieber mit zahlreichen leichten Schlägen als mit einem zu kräftigen. Die Nieten in den Metallbacken werden so lange vernietet, bis ein kleiner Nietkopf entsteht, der die Senkungen in den Bohrungen füllt. Prüfen Sie zwischendurch immer wieder, ob sich das Messer öffnen und schließen lässt und ob alle Teile dicht aneinander liegen.

Formgebung der Griffschalen

Wenn alle Teile fest vernietet sind, können Sie mit dem Ausformen der Griffschalen fortfahren. Zunächst werden alle Nieten mit der Oberfläche des Holzes und der Backen bündig gefeilt. Anschließend werden die Griffschalen abgerundet. Da die Griffschalen bei den Messerbausätzen von Hiro bereits grob vorgefertigt sind, ist dies mit wenigen Feilenstrichen erledigt. Der Einsatz einer Schleifmaschine ist nicht ratsam. Durch die Reibung kann sich der Messergriff stark erhitzen und sich dadurch die Verklebung der Griffschalen lösen.
Nehmen Sie das Klappmesser in die Hand und probieren Sie aus, wie es in der Hand liegt. Jetzt ist die Gelegenheit, die Form des Messergriffs an Ihre persönlichen Vorlieben anzupassen.

 
Formgebung mit Feile

Mit einer Halbrundfeile wird der Griff in Form gebracht

Polieren der Metallbacken

Micro-Mesh lässt die Backen wieder glänzen

 

Schleifen und Polieren des Griffstücks

Hat der Griff die gewünschte Form, wird er geschliffen und poliert. Beginnen Sie mit einem groben Schleifleinen mit 120er Korn und steigern Sie die Körnung allmählich bis 600. Verwenden Sie für die ersten Schleifgänge einen harten Schleifklotz (Korkschleifklotz), um letzte Ecken und Kanten zu entfernen. Anschließend schleifen Sie mit einem weichen Schleifblock weiter.
Sind alle Feilspuren beseitigt und die Griffschalen schön glatt, werden die Metallbacken mit Micro-Mesh von 1500 bis ca. 3600 wieder aufpoliert. Zum Polieren eignet sich auch ein Poliermotor mit einer Baumwoll- oder Sisalscheibe und Polierpaste sehr gut.

Das Klappmesser ist fast fertig. Zum Abschluss wird die Klinge noch geschärft und das komplette Messer zum Beispiel mit Kamelienöl gepflegt und geschmiert.