Pinsel, Rolle, Schwamm und Co.
 

Nach der Qual der Wahl und der Entscheidung für ein geeignetes Oberflächenmittel, stellt sich gleich die nächste Frage: wie und mit was trägt man es am besten auf? Die Restauratorin und Kursleiterin Melanie Kirchlechner stellt Ihnen die unterschiedlichen Auftragswerkzeuge vor und gibt Tipps für den optimalen Oberflächenaufbau.

Theoretisch können die meisten flüssigen Oberflächenmittel nicht nur gestrichen, sondern gewischt, gewalzt, getaucht oder aufgesprüht werden. Ziel ist es stets, eine Holzoberfläche möglichst ohne sichtbare Spuren gleichmäßig zu behandeln bzw. zu beschichten. In der Praxis spielt der Flüssigkeitszustand und das damit verbundene Fließverhalten des Mittels die größte Rolle bei der Wahl des passenden Auftragsgeräts. Wenn ein Mittel zu zähflüssig ist, können Pinsel und Schwämme Streifen verursachen, Rollen ergeben Bläschen und Spritzgeräte „Orangenhaut“. Aber auch die Größe, Form und Erreichbarkeit des zu behandelnden Holzuntergrunds spielen eine Rolle. Kleinteilige Objekte beispielsweise lässt man effektiver mit einem schmalen Pinsel oder entsprechend zurechtgeschnittenen Schwamm ein als mit einer Walze oder einem Spritzgerät. Um die Entscheidung zu erleichtern, stellen wir hier die einzelnen Auftragsgeräte vor. Die meisten davon finden Sie bei DICTUM® in der Shopkategorie Auftragswerkzeuge.

 

Pinsel

 

Mit einem Pinsel werden Flüssigstoffe direkt in die Struktur bzw. Fasern der Holzoberfläche eingearbeitet. Dünnflüssige Mittel lassen sich leichter und ohne Spuren mit Pinseln verteilen als zähfließende Flüssigkeiten. Profilierte und schwer zu erreichende Stellen wie Winkel und Ecken streichen Sie am saubersten mit einem in der Größe passenden Pinsel, der in Breite, Dicke und Form der zu behandelnden Holzoberfläche entspricht.

Flachpinsel

Naturhaarpinsel für gleichmäßigen Farbauftrag

 

Sind Pinsel aus Natur- oder Synthetikborsten besser?

Die Haarenden der Naturborsten – auch als China- oder Schweinsborsten gekennzeichnet – teilen sich in mehrere feine Spitzen auf, die für einen besonders gleichmäßigen Farbauftrag sorgen. Naturhaarpinsel sollten nicht beschnitten sein, sondern so, wie sie am Tier wachsen, zu Pinselspitzen verarbeitet werden. Weil Naturborsten Wasser aufsaugen und dabei quellen, sind sie für lösemittelhaltige Anstriche wie etwa Beizen und Lasuren besser geeignet als für wasserbasierte Mittel. Beim Streichen wasserhaltiger Systeme können sie die Form verlieren und struppig werden.

 

Tipp: Lösemittelhaltige Systeme wie chemische Beizen, Lasuren etc. mit Naturborsten-Pinseln auftragen.

 

Synthetikborsten beherrschen jedoch inzwischen den Markt. Durch das sogenannte »Flagging« wird ein Aufspleißen der Borstenspitzen erzielt, die so die Form von einzelnen Naturborsten nachahmen, die sich zur Spitze hin ebenfalls verjüngen. Im Vergleich zu ihren natürlichen Vorbildern saugen synthetische Borsten kein Wasser auf und bleiben besser in Form. Pinsel in Profiqualität sind dichter als minderwertige Pinsel und speichern so mehr Anstrichmittel zwischen ihren Borsten. Außerdem verlieren sie normalerweise keine Borsten während des Streichens.

 

Tipp: Für wasser- oder alkoholverdünnte Systeme, z. B. Beizen auf Wasserbasis, dünnflüssige Lasuren oder Streichschellack, sind Pinsel mit Synthetikborsten ideal.

 

Welche Pinselformen gibt es?

Ringpinsel entstehen durch das Zusammenfassen eines Borstenbüschels in einer runden Manschette und speichern mehr Farbe als rechteckige Pinseltypen. Schmale, profilierte und erhabene Bauteile lassen sich besonders gut mit runden Pinseln in der passenden Größe bestreichen. Ringpinsel sind außerdem mit einer abgerundeten Spitze ausgestattet, so dass sie sich optimal an runde und kugelige Vertiefungen anschmiegen. Durch Drehen des Pinsels während des Streichens fließt das Mittel so kontinuierlich heraus, dass man einen besonders gleichmäßigen Farbauftrag erzielt.

Flachpinsel sind vor allem für das Streichen von Flächen gedacht. Sie sind in allen nur erdenklichen Größen und Formen erhältlich, mit kurzem oder langem, geradem oder abgewinkeltem Stiel. Als sogenannte »Schrägstrichzieher« bringen sie Farbe in enge Winkel und Ritzen. Auf die Schmalseite gedreht lassen sich mit Flachpinseln feine Striche ziehen und Ecken streichen.

Rundpinsel

Runde Pinsel speichern mehr Farbe als flache

 
 

Schwämme

 

Die Technik des Wischens steht für das Einreiben eines Oberflächenmittels mit einem aufnahmefähigen, elastischen Material. Schwämme, in die passende Größe geschnitten, passen sich sowohl glatten als auch unebenen Oberflächen an. Auch Ecken, Vertiefungen und Kanten lassen sich gut damit erreichen, da man Haushaltsschwämme beliebig zuschneiden kann. Für den Auftrag von flüssigen Ölen und Ölwachsen eignen sich Schwämme auch deshalb, weil man sie für mehrere Wochen in einem geschlossenen Glas frisch halten kann, bevor sie eintrocknen. Aber auch Beiz- oder Lasurüberschuss lässt sich mit einem Schwamm sauber abnehmen.

Schwamm Zuschnitt

Schneiden Sie den Schwamm auf die passende Größe zu

 

Tipp: Schwämme zum Auftragen etwas zähflüssigerer Mittel wie Öl, Beize, Lasur verwenden.

 

Lappen und Tücher

Zähflüssige bis pastenartige Mittel lassen sich effektiv mit einem weichen Baumwolllappen verteilen und dabei direkt in die Oberfläche massieren. Pastöse Wachse verteilt man aufgrund ihrer zähen Konsistenz so am besten. Allerdings sollte man sie nach der Trocknung mit einer Lederbürste oder einem Wolllappen aufpolieren, ähnlich wie bei Lederschuhen. So erst entsteht der typische feine Wachsglanz und Schlieren werden vermieden. Der benutzte Lappen bleibt elastisch, wenn man ihn bis zum nächsten Gebrauch in der geschlossenen Wachsdose aufbewahrt.

 

Tipp: Tragen Sie pastöse Wachse und flüssige Öle mit einem Lappen auf.

 
 

Farbrollen und -walzen

 

Ein Farbroller besteht aus einer gebogenen Metallstange mit Griff und einer Rolle zum Auftragen des Anstrichmittels. Rollen, auch Walzen genannt, sind immer dann das richtige Arbeitsgerät, wenn es darum geht, größere und zugleich ebene Flächen wie Holzböden oder Türblätter zu behandeln. Vor allem zähflüssige, farbige Mittel lassen sich gut damit verarbeiten, weil Walzen eine gleichmäßigere Struktur und Schichtdicke erzeugen als Pinsel. Sind die Kanten der Walze abgerundet, lässt sich das Mittel ansatzfrei, d.h. ohne Streifen verarbeiten. Übt man beim Walzen zu viel Druck aus, schiebt man das Oberflächenmittel wie eine Bugwelle vor sich her und die aufgetragene Schichtdicke variiert.

Farbwalzen

Für den großflächigen Farbauftrag sind Walzen sehr beliebt

 

Welche Farbrolle eignet sich besser, Vlies oder Schaumstoff?

Vliesrollen tragen mengenmäßig mehr Überzugsmittel auf als Schaumstoffwalzen. Das qualifiziert sie für die Bearbeitung großer Flächen mit schnell trocknenden Mitteln (z. B. Acryllack). Aber zu lange Fasern schließen mehr Luft in das Überzugsmittel ein, was zu einer runzligen Oberfläche nach der Trocknung führen kann. Darum sollte im Holzbereich die Länge der Fasern, die sogenannte Florlänge, 4 mm nicht überschreiten!

Schaumstoffwalzen ergeben aufgrund ihrer winzigen Mikroporen die feinere Oberfläche. Wenn größere Flächen behandelt werden, sollten die Walzen mindestens auf einer, besser an beiden Seiten abgerundet sein. Das verhindert ein Abzeichnen der Walzenkante beim überlappenden Rollen. Vor allem, wenn große Flächen deckend farbig behandelt werden sollen, können Sie mit einer Vliesrolle die nötige Menge des farbigen Materials zeitsparender auftragen als mit einer Walze aus Schaumstoff. In Ecken, vor allem bei rechten Winkeln, müssen Sie dennoch mit einem Pinsel vorstreichen, weil die Walze sonst ringförmige Spuren auf der rechtwinklig angrenzenden Fläche hinterlässt.

 

Tipp: Walzen sind für den großflächigen Auftrag zähflüssiger Überzugsmittel wie Dickschichtlasur, Ölwachs, Lack bestens geeignet.

 

Politurballen

Polieren mit dem Ballen ist eine anspruchsvolle Arbeitsweise, die einige Übung erfordert. So müssen die Zusammensetzung des Lacks, der angewandte Druck, Auftragsmenge und die typischen Polierbewegungen so miteinander harmonieren, dass eine glatte und glänzende Fläche ohne jegliche Auftragsspuren entsteht. Nur dafür ausgewiesene Lacke wie Schellack oder Ballenmattierung auf Nitrobasis lassen sich mit einem Ballen aufpolieren.

Wie ist ein Ballen richtig aufgebaut?

Ein Politurballen besteht aus einer saugenden Füllung und einem darübergespannten Tuch. Die Füllung kann aus fest zusammengepressten Baumwollfäden, Wollstrickstoff oder verfilzter Schafwolle geformt werden. Alle diese Materialien speichern Flüssigkeit gut und geben sie beim Poliervorgang gleichmäßig an die zu behandelnde Fläche ab. Das umspannende Tuch besteht optimalerweise aus glatter Baumwolle oder Leinen und wirkt wie ein Filter, da die Polierflüssigkeit innen auf den Ballen aufträufelt wird.

Ballenfüllungen

Ballen mit unterschiedlichen Fasern befüllt

 

Wie groß soll der Polierballen sein?

Die Größe eines Ballens sollte der zu behandelnden Fläche entsprechen. Mit Größen von ein bis zwei Zentimetern bis etwa sechs bis sieben Zentimetern lässt sich gut polieren. Dabei ist der kleine, das sogenannte „Mäuschen“, für Ecken und schmale Vertiefungen gedacht, die mit einem größeren Ballen nicht zu erreichen sind. Es ist ratsam, zuerst die schwierigen Ecken und Vertiefungen zum Glänzen zu bringen, bevor Sie sich an die Politur der gut zugänglichen Bereiche machen. So entsteht der erwünschte, gleichmäßig strahlende Glanz ohne sichtbare Auftragsspuren.

 

Spritz-/Sprühpistolen

 

Spritzpistolen sind Geräte, die für den Auftrag von Lacken und Dispersionsfarben konzipiert sind. Der nötige Druck wird entweder mit einem Kompressor oder einer Pumpe erzeugt, die das Spritzmaterial so durch eine feine Düse pressen, dass es fein zerstäubt auf der zu beschichtenden Fläche auftrifft. Beim Spritzen von Lacken wird nass in nass gearbeitet, d. h. es muss so viel Lackmaterial auftragen werden, dass die einzelnen Partikel ineinanderfließen können und dadurch einen geschlossenen Film erzeugen.

Sprühpistole

Eine Spritzpistole benötigt stets den geeigneten Kompressor

 

Tipp: Das Sprühverfahren ist für Lacke aller Art gut geeignet.