Von der Bohle zum Brett

Sägeraues Holz selbst zurichten

Gehobeltes Vollholz in guter Qualität zu bekommen, wird in Zeiten schließender Holzhändler vor allem für Hobbyisten immer schwieriger. Die Qualität der in Baumärkten angeboten Holzwerkstoffe lässt oft zu wünschen übrig. Warum also nicht mal ein sägeraues Brett besorgen und selbst aushobeln?
 

Nach dem groben Zuschnitt der Bohle lässt sich das Zurichten mit Hobeln grob in vier Arbeitsschritte unterteilen:
1. Abrichten einer Brettfläche, 2. Rechtwinkliges Fügen einer Schmalseite, 3. Dicke aushobeln und 4. Hobeln auf Breite.

1. Abrichten einer Brettfläche (Raubank)

In der Regel wird mit dem Abrichten auf der rechten Seite (die dem Kern zugewandte Brettseite) begonnen. Die rechte Seite ist meist die schönere – nach ihr richten sich alle weiteren Hobelschritte. Die Bohle wird zwischen den Bankhaken fest auf der Hobelbank eingespannt. Sollte sie wackeln, werden Keile punktuell untergeschoben. Gehobelt bzw. geschruppt wird zunächst in Richtung der Fasern des Sägeschnitts (durch Darüberstreichen mit der Hand leicht festzustellen). Hierfür wird bei sehr unebenem Holz zunächst ein Schrupp- oder ein Schlichthobel mit Zahneisen verwendet.

Bei recht ebenen Bohlen kann auch direkt mit einer Raubank bzw. einem längeren Schlichthobel (z. B. Nr. 62, Nr. 7) gestartet werden. Sind alle Schnittfasern entfernt, wird das Abrichten in Faserrichtung des Holzes (nun an der Fladerung und den Ausrissen erkennbar) fortgesetzt. Bearbeitet werden stets die hochstehenden Bereiche. Tieferliegende Flächen bleiben zunächst unberührt. Durch Auflegen der Längskante der Hobelsohle in Längs- und Querrichtung wird der Arbeitsfortschritt kontrolliert. Ziel ist eine durchgehend ebene Fläche ohne Verwerfungen.

Fläche hobeln

Grobes Abrichten mit teilweise diagonal geführtem Hobel

2. Rechtwinkliges Fügen einer Schmalseite (Raubank o. Schlichthobel)

Die fertig abgerichtete Brettseite wird an der nun zu fügenden Schmalseite mit einem Winkelzeichen als Referenzfläche markiert. Beim Fügen der ersten Schmalseite wird, wenn erkennbar, direkt in Faserrichtung gehobelt. Ideales Werkzeug hierfür ist eine kurze Raubank oder ein Schlichthobel (z. B. Nr. 6). Zur Kontrolle der Rechtwinkligkeit wird ein Schreinerwinkel an der Referenzfläche angelegt und der Lichtspalt zwischen Kante und Winkelzunge geprüft.

Die Gerade in Längsrichtung wird per Augenmaß oder mithilfe eines Stahllineals geprüft. Ziel ist eine gerade, zur Referenzfläche rechtwinklige Kante. Ist dies erreicht, wird auch diese Brettseite mit einem Winkelzeichen markiert. Die so gekennzeichneten Referenzflächen dienen nun zum Anreißen der Dicke und Breite sowie später als Ausgangspunkte für alle weiteren Maße.

Kante fügen

Hobel Nr. 4 beim Fügen der ersten Kante


Kante prüfen

Kante auf Rechtwinkligkeit prüfen

3. Aushobeln auf Dicke

Mit dem Streichmaß wird die Dicke ringsum angerissen. Beim Aushobeln ist die Arbeitsweise der des Abrichtens der ersten Seite recht ähnlich. Auch jetzt wird zunächst geschruppt und mit dem Schlichthobel die Schnittfasern beseitigt, anschließend die gesamte Brettseite nach und nach mit der Raubank geebnet und das Brett schließlich auf die gewünschte Dicke heruntergehobelt. Ziel ist eine ebene und parallel zur Referenzfläche laufende Brettseite. Der Idealzustand ist erreicht, wenn die mit dem Streichmaß angerissene Linie dabei genau halbiert wird.

Dicke aushobeln

Bis zum Anriss wird noch Holz abgehobelt

4. Auf Breite hobeln

Das Endmaß wird auf der Referenzseite angerissen und die Kante wie bei der ersten Schmalseite bestoßen. Wenn das Brett viel zu breit ist, kann der Überstand mittels Säge effizienter als mit dem Hobel beseitigt werden. Dabei bleibt jedoch noch ausreichend Material zum anschließenden Bestoßen stehen.

Nun haben Sie ein rundum sauberes und gerades Brett, das für die weitere Bearbeitung in Ihrem Projekt bereitsteht. Wie viele Tätigkeiten im Holzhandwerk ist auch das Hobeln und Fügen Übungssache. Sammeln Sie Ihre ersten Erfahrungen darin mit günstigeren Hölzern. Für den Einstieg eignen sich Nadelhölzer wie Kiefer besser als zum Beispiel Harthölzer wie Eiche. In den DICTUM-Kurszentren bieten wir Ihnen in zahlreichen Workshops die Gelegenheit, Ihre handwerklichen Fähigkeiten unter professioneller Anleitung zu trainieren.

Kante hobeln

Auch die Breite wird genau zugerichtet