Fragen zum Schleifen von Holz
 

1. Fragen zur Auswahl des Schleifmittels

1.1 Schleifpapier oder Schleifleinen?

Bei den Schleifmitteln unterschieden wir grob zwischen zwei Trägermaterialen, festem Papier oder Baumwoll-, Leinen und Mischgewebe. Es gibt auch Kombinationen von Papier und Stoffgewebe, diese werden meist für den maschinellen Schliff verwendet (z. B. bei Schleifbändern für Bandschleifer).
Zum einen ist es eine Kostenfrage, da Schleifleinen aufgrund der aufwendigeren Produktion ca. 60% teurer ist als Schleifpapier. Zum anderen sind die Einsatzgebiete von Schleifpapier und -leinen unterschiedlich.
Schleifpapier ist steifer, dadurch besser geeignet für den Flächenschliff und für randnahes Schleifen (z. B. bei Rahmenfüllungen oder in Korpussen und Schubladen). Schleifleinen ist hingegen flexibler und deshalb besser für das Schleifen von gewölbten, abgerundeten Flächen und Profilen geeignet. Außerdem ist Schleifleinen oft wasserfest und somit für den Nassschliff geeignet.

Schleifmittel

Schleifpapier und Schleifleinen gibt es als Zuschnitt oder auf Rollen

 

1.2 Was bedeutet »geschlossene oder offene Streuung«?

Bei einer »geschlossenen Streuung« liegt Korn an Korn, der Träger ist komplett mit Schleifmittel bedeckt. Dadurch ergibt sich eine hohe Anzahl an Schneidkanten. Dagegen sind bei einer »offenen Streuung« nur ca. 60% des Trägers bestreut, zwischen den einzelnen Körnern ist stets etwas Platz.
Eine geschlossene Streuung sorgt für schnelleren Abtrag und erzeugt ein feineres Schleifbild. Das Schleifmittel setzt sich jedoch schneller zu, die Gefahr des Schmierens ist größer. Verwendet wird eine geschlossene Streuung deshalb meist für Harthölzer und harte Lacke.
Die offene Streuung bietet mehr Platz für Staub und verklumpten Abschliff. Sie ist deshalb besser für weiche und harzhaltige Hölzer und weiche Oberflächen, z. B. Öl- oder Milchfarben geeignet.

 

1.3 Sind alle Körnungen sinnvoll?

Die Zahlen der sog. Körnung geben die Maschen des Siebes an, durch die das Korn gesiebt wird. So fällt zum Beispiel ein Korn der Körnung 80 durch ein Sieb mit 80 Maschen je Siebseite von 25,4 mm und bleibt auf dem darunter liegenden feineren Sieb mit 100 Maschen je Siebseite liegen.
Die nächsthöhere Körnung entfernt die Schleifspuren der vorhergehenden Körnungsstufe schnell und zuverlässig. Es kann auch mal eine Stufe übersprungen werden, vor allem bei den feineren Körungen, dabei besteht aber die Gefahr, dass nicht alle Schleifspuren (Kratzer) entfernt werden.

 

Verwendung der Körungsstufen beim Holzschliff:
40er, 60er Korn: grobe Schleifarbeiten, Formschliff (Ausgleichen von Unebenheiten), schnelles Entfernen von Leim und Lack
80er bis 120er Korn: Entfernen von Maschinenspuren, Vorschliff gehobelter Flächen, Entfernen von Fugenpapier auf Furnieren
150er bis 180er Korn: Feinschliff von Vollholz
220er Korn: Nachschliff von Vollholz, furnierten Flächen und gewässerten Flächen (Schleifen vor dem Beizen), Kanten brechen
220er bis 400er Korn: Endschliff/Zwischenschliff von Lack und Spachtel

 

2. Fragen zum Schleifen von Hand

2.1 Kann ich Quer zur Holzfaser schleifen?

Ja. Schleifen quer zum Faserverlauf durchtrennt die Holzfaser, erzeugt sichtbare Kratzer und öffnet die Oberfläche stärker als das Schleifen in Faserrichtung. Deshalb sollten Sie bei Flächen, die nachher gebeizt oder transparent beschichtet werden (Klarlack, Öl), zumindest die letzten zwei Schleifgänge immer in Richtung der Holzfasern ausführen. Einen Schliff zuerst quer, dann längs nennt man auch »Kreuzschliff«. Bei deckenden Beschichtungen (Farben, Farblacken) kann auch quer zur Holzfaser geschliffen werden. Dadurch entsteht im Grunde eine glattere Oberfläche, da dann die harten Jahrringe im Holz gleichmäßiger abgetragen werden als beim Schleifen in Faserrichtung.

Schleifen von Hand

Beim Schleifen von Hand gibt es einiges zu beachten

 

2.2 Mit oder ohne Schleifklotz schleifen?

Wenn beim Schleifen die Fläche geglättet oder Formen angeglichen werden sollen, ist die Verwendung eines harten Schleifklotzes erforderlich (z. B. Holzklotz oder Schleifkork). Nur damit wird vor allem überstehendes Material (sog. Hügel) abgeschliffen und die Vertiefungen (sog. Täler) geschont. Bei Verwendung eines weichen Schleifklotzes, eines Schleifschwamms oder nur mit der Hand, erreicht das Schleifmittel auch die Vertiefungen und entfernt überall Material. Die bestehende Form bleibt weitestgehend erhalten, vorhandene Kanten werden sanft abgerundet.

 

2.3 Was bedeutet »die Kanten brechen«?

»Kanten zu brechen« heißt nicht, die Kanten rund zu schleifen! Beim Kanten brechen wird stets ein harter Schleifklotz und ein feines Schleifmittel (220er Korn) verwendet. Mit wenigen Schleifbewegungen bzw. »Strichen« wird der Kante die Schärfe genommen. Dadurch wird die Ecke robuster, die Gefahr des Absplitterns von Holzfasern wird verringert. Bei der Oberflächenbehandlung legen sich Beizen, Farbe und Lacke gleichmäßig über die Ecke. Sie würden sich ansonsten aufgrund ihrer Oberflächenspannung an der scharfen Kante zusammenziehen und diese nicht gleichmäßig benetzen.

 

3. Fragen zum Schleifen mit Maschinen

3.1 Wie wird das Schleifmittel korrekt aufgesetzt?

Wichtig ist, dass stets eine zum Schleifteller bzw. Schleifschuh passende Lochung oder ein Netzschleifmittel verwendet wird.
Bei gelochten Schleifmitteln müssen Sie immer darauf achten, dass die Löcher des Schleifmittels und Schleiftellers bzw. -schuhs übereinstimmen, damit der Schleifstaub schnell und gleichmäßig abgesaugt wird. Das genaue Positionieren ist bei manchen Schleifmitteln etwas umständlich, vor allem bei runden Schleifscheiben. Abhilfe schafft ein einfaches Hilfsmittel, das Sie leicht selbst bauen können (Siehe Foto).
Netzschleifmittel (z. B. Abranet) haben den Vorteil, dass sie auf alle Schleifteller oder -schuhe des gleichen Formats passen und den Schleifstaub vollflächig durch das Gitter absaugen.

Schleifen mit Maschinen

Eine einfache Positionierhilfe erleichtert das passgenaue Aufsetzen des Schleifmittels

 

Sie sollten Netzschleifmittel jedoch stets mit einem Zwischenpad (z. B. Festool Protection Pad), das als Adapter für die verschiedenen Schlaufen und Haken des Kletts und zum Schutz des Schleiftellers dient, verwenden.

3.2 Kann ich ohne Absaugung schleifen?

Schon aus Gesundheitsgründen ist es besser mit einer Absaugung zu schleifen. Holzstaub gilt allgemein als gesundheitsgefährdend, bei machen Holzarten sogar als krebserregend.
Schleifstaub, der nicht abgesaugt wird, verstopft das Schleifmittel sehr schnell. Dies kann zum Schmieren führen. In ungünstigen Fällen, verklumpt der Schleifstaub und verkratzt dann die Oberfläche. Eine effiziente Absaugung steigert somit die Lebensdauer des Schleifmittels und verbessert die Oberflächenqualität. Es gibt Handschleifmaschinen mit integrierter Ventilation, die von sich aus den Schleifstaub absaugen. An die Maschinen wird dann direkt ein Staubbeutel (z. B. Longlife-Staubfangbeutel) angeschlossen, um zum Beispiel mobil überkopf oder vertikal zu schleifen (z. B. Abschleifen eines Türrahmens). Diese interne Absaugung ist aber meist nicht so effektiv wie ein angeschlossenes Absaugmobil. Nach dem Schleifen sollten alle Flächen stets ausgebürstet oder abgesaugt werden. Schleifstaub nimmt mehr Flüssigkeit (Beize, Öl, Lack) als die Holzoberfläche auf.

3.3 Hilft es, mit Druck zu schleifen?

Nein, im Gegenteil! Immer ohne Druck schleifen. Das Gewicht der Maschine und das Schleifmittel machen die Arbeit. Durch Druck werden die Holzfasern niedergedrückt und können vom Schleifmittel nicht abgeschnitten werden. Zudem verlangsamt starker Druck die Schleifbewegung und erzeugt unnötige Wärme. Diese Wärme lässt das Harz im Holz oder auch den Lack und das Öl weich werden, was zum sog. Schmieren führt. Letztendlich leidet darunter das Schleifmittel und das Schleifergebnis.

4. Kann ich Schleifmittel reinigen?

Unser Bonustipp für Werkzeugwissen-Leser! Vor allem bei weichen, harzhaltigen Hölzern und weichen Lacken verstopft der Schleifstaub die Zwischenräume zwischen den Schleifkörnen sehr schnell. Auch wenn die Schleifkörner an sich noch scharf genug sind, trägt das Schleifmittel wenig Material ab, da die Spitzen der Körner die Materialoberfläche kaum noch erreichen. Beim Schleifen von Hand hilft es, das Schleifpapier oder -leinen ab und an auszuklopfen oder auszubürsten. Bei Schleifen mit Band- oder Tellerschleifern können Sie die Zwischenräume mit einem Reinigungs-Block von Harz und Holzstaub befreien und so das Schleifbild verbessern und die Nutzungsdauer des Schleifmittels verlängern.