Leime & Lacke lagern
 

Nach einem abgeschlossenen Projekt bleiben oft Reste von Beizen, Lacken oder Leimmischungen übrig, die später noch genutzt werden sollen. Und genauso oft sind diese Farben oder Kleber unbrauchbar, wenn sie wieder zum Einsatz kommen sollen. Damit Ihnen dies künftig seltener passiert, haben wir die folgenden 10 Tipps zum richtigen Lagern von Farben, Lacken und Leimen für Sie zusammengestellt:

 

1. Passend einkaufen

Schon bei der Projektplanung können Sie dafür sorgen, dass nur wenige Reste von Farbe oder Lack übrigbleiben. Kalkulieren Sie die zu behandelnde Oberfläche und kaufen Sie nur die passende Menge ein. Auf den Verpackungen der meisten Oberflächenmittel wird der Verbrauch pro Quadratmeter genau angegeben

 

2. Selbst anmischen

Vorgemischte Farben halten in der Regel deutlich weniger lang als die sortenreinen Einzelelemente. Viele Wachse, Öle und Pigmente halten unvermischt mehrere Jahre. Das trifft besonders auf Lacke und Klebstoffe zu, die als Zwei-Komponenten-System (Harz und Härter) angeboten werden. Mischen Sie immer nur so viel an, wie Sie tatsächlich benötigen. Bei DICTUM erhalten Sie beispielsweise alle Komponenten zum Anmischen von Leinölfarben und Milchfarben sowie Öle und Wachse in unterschiedlichen Gebindegrößen. Rezepturen zum Mischen von Farben und Oberflächenmitteln finden Sie in unserer kostenlosen Oberflächenfibel.

Umfüllen von Leinölfarbe
 

3. Sauberkeit von Anfang an

Achten Sie schon bei der Verarbeitung auf Sauberkeit. Den meisten Dispersionsfarben bzw. wasserlöslichen Farben und Leimen sind keine Konservierungsstoffe zugesetzt, sodass deren Haltbarkeit nach Öffnen des Gebindes kontinuierlich abnimmt.
Durch unsaubere Pinsel oder Farbroller werden Bakterien und Keime in die Dispersion gebracht und diese zersetzen nach und nach die Inhaltsstoffe. Zersetzt werden zunächst die Bindemittel und später dann die Pigmente angegriffen. Dadurch verlieren Farben zuerst ihre Verarbeitungseigenschaften wie Streichbarkeit und Haftung und später ändert sich dann der Farbton. Bei selbst angemischten Glutinleimen, also Knochen- und Hautleim, sorgen Keime bzw. Sporen dafür, dass Leimreste schnell anfangen zu schimmeln.

Tipp: Reinigen Sie auch einen neuen Pinsel oder Farbroller vor Gebrauch. Ein frisch gereinigter, leicht feuchter Pinsel saugt selbst weniger Farbe oder Leim auf und lässt sich anschließend leichter reinigen!

 

4. Kühl und trocken lagern

Es steht fast immer auf der Verpackung: Kühl und trocken lagern. Aber was ist damit genau gemeint? Die meisten Farben, Lacke und Leime lassen sich bei einer gleichbleibenden Raumtemperatur von 15 bis 20 °C gut lagern. Kellerräume sind dafür ideal, da sie meist auch im Sommer kühl bleiben. Wer keinen kühlen Raum hat, kann Farben und Leime in einem Kühlschrank lagern. Dieser muss nicht abgeschlossen sein. Hauptsache ist, dass die Temperaturen durch die Isolierung des Schranks konstant unter 20 °C bleiben.
Insbesondere Sekundenkleber (Cyanacrylat-Klebstoffe) halten bei niedrigen Temperaturen wesentlich länger. Aber auch fertig angemischte Zweikomponentenleime lassen sich im Kühlschrank bei Temperaturen um 7 °C länger lagern, da durch die niedrigen Temperaturen ihre Reaktionsfreudigkeit herabgesetzt wird.
Reste von selbst angesetztem Knochen- und Hautleim können für ein paar Tage im Kühlschrank gelagert werden. Diese Glutinleime sind wie Lebensmittel zu behandeln, es handelt sich bei ihnen im Grunde um Gelatine. Nach ein paar Tagen fängt Knochenleim jedoch auch im Kühlschrank an zu schimmeln. Die Haltbarkeit von Glutinleimen lässt sich durch den Zusatz von etwas Zitronensäure verlängern.
Vorsicht bei normalem Holzleim bzw. Weißleim! Dabei handelt es sich um Dispersionen, die Kälte nicht gut vertragen. Abhängig von Fabrikat und Hersteller, verlieren sie bei Temperaturen unter 5 bis 10 °C ihre Klebkraft. Zu diesem Thema haben wir bereits einen Blog-Beitrag erstellt: Kalte Werkstatt bitte heizen!

 

5. Licht aus, Luft raus

Viele Farben, Lacke, Öle und Leime brauchen Luft und/oder Licht zum Abbinden bzw. Aushärten. Bei Dispersionen verdunstet das Wasser in die Luft oder wird vom Holz aufgenommen. Sekundenkleber und PU-Leime reagieren mit Feuchtigkeit in der Luft oder im Holz. Leinölfarben härten bzw. polymerisieren nur mit ausreichend UV-Licht und Luftzufuhr komplett aus. Beim Lagern ist es deshalb von Vorteil, wenn Reste in einen licht- und luftdicht verschlossenen Behälter umgefüllt werden. Ideal sind zum Beispiel sogenannte Patentdeckeldosen. Diese lassen sich leicht befüllen, sie schließen luft- und lichtdicht ab und es gibt sie in unterschiedlichen Größen.
Vorsicht: Oft wird der Tipp gegeben, die Dosen auf den Kopf zu stellen, damit keine Luft in den Behälter kommt. Dabei kann es aber vorkommen, dass die Dose nicht wirklich dicht ist oder etwas Farbe am Rand des Deckels haftet. Wenn die Farbe dann trocknet, klebt der Deckel am Regalboden fest. Beim Herausnehmen ergießt sich dann der Inhalt über das Regal auf den Boden… Wenn Sie diesem Tipp folgen, legen Sie immer einen Karton oder besser eine kleine Schale unter die Dose (Zeitungspapier ist zu dünn). Sollte etwas Farbe auslaufen, können Sie alles samt Karton bzw. Schale umdrehen und dann die Dose sicher öffnen.
Einfacher ist es, die Farbe mit Wasser oder Verdünnung zu bedecken. Die Schicht Wasser bzw. Lösungsmittel verhindert, dass sich eine Haut bildet, und wird vor dem nächsten Benutzen einfach abgekippt oder untergerührt.
Sollte sich eine Haut gebildet haben, prüfen Sie, wie dick die Haut ist. Eine dünne Haut können Sie mit einem Stäbchen vorsichtig entfernen und anschließend die Farbe durch ein Einwegsieb oder einen dünnen Nylonstrumpf in ein anderes Gefäß umgießen.

 
StopLossBags

Nahezu ohne Lufteinschluss können Öle und Farben in sogenannten StopLossBags aufbewahrt werden. Darin kann sich keine Haut bilden, da die Luft nach dem Einfüllen einfach aus dem Beutel herausgedrückt wird. Befüllt werden die StopLossBags mit einem passenden Trichter, auf den viele Dosen perfekt passen, sodass nichts daneben läuft.
Für Holzleime gibt es praktische Leimspender. Bei klassischen Weißleimen handelt es sich um Dispersionsleime, die durch Verdunsten aushärten. Viele Leimspender haben deshalb einen größeren Vorratsbehälter und für die Verarbeitung nur eine relativ kleine Öffnung, durch die wenig verdunsten kann. Beim Leimspender GluBot beispielsweise steht der Leim in einem dünnen Steigrohr und kann per Druck auf den Vorratsbehälter herausbefördert werden.

 

Auch der klassische Leim-Boy funktioniert nach diesem Prinzip. Er hat ebenfalls einen luftdichten Leimbehälter. Davor befindet sich ein kleines Leimbecken für den Pinsel. Mit einer Haube kann das Becken inkl. Leimpinsel verschlossen und der Leim bzw. das darin enthaltene Wasser vor dem Verdunsten geschützt werden.
Sekundenkleber und PU-Leim bzw. alle Klebstoffe, die mit der Luftfeuchtigkeit reagieren, lassen sich nicht einfach umschütten. Beim Umfüllen kämen Sie mit viel Luftfeuchtigkeit in Kontakt und würden dadurch unbrauchbar. Nach dem Gebrauch drücken Sie am besten so viel Luft wie möglich aus der Flasche und verschließen alles dicht.

 

6. Passenden Behälter und Verschluss wählen

Neben der Größe des Behälters spielt auch das Material, aus dem er besteht, eine wichtige Rolle. Manche Lacke und Leime reagieren auf Metall, andere greifen Kunststoff an. Beispielsweise kann es beim Verleimen von gerbstoffhaltigen Hölzern zu dunklen Flecken kommen, wenn der Leim mit Metall in Kontakt kommt. Bei Leimpinseln empfiehlt sich deshalb ein Kordelverbund statt einer Metallzwinge. Schellack reagiert ebenfalls auf Metalle und sollte deshalb in Kunststoffbehältern oder Apothekerflaschen mit Glasverschluss gelagert werden.

 

7. Auf Sicherheit achten

Die Vorschriften der Berufsgenossenschaft betreffen zwar nur die Profis, aber laut BG dürfen zur Aufbewahrung von Beschichtungsstoffen nur bruchsichere und verschlossene Behälter verwendet werden – also keine Marmeladengläser. In der Hobbywerkstatt müssen Sie sich zwar nicht nach der BG richten, doch auch hier geht ein Glas nun mal kaputt, wenn es herunterfällt. Ideal sind die zuvor genannten Behälter, Dosen und Beutel.
Niemals dürfen Sie Beschichtungsstoffe, Lösungsmittel oder Klebstoffe in Behälter für Lebensmittel umfüllen und darin aufbewahren. Das kann tödlich enden! Klebstoffe, Farben und Lacke sind immer außer Reichweite von Kindern aufzubewahren!

Keine Farbe in Limoflaschen
 

Beachten Sie in diesem Zusammenhang auch die Gefahrstoffkennzeichnungen auf den Verpackungen. In leeren und teilentleerten Behältern von brennbaren Lacken oder Lösemitteln sind nahezu immer explosionsfähige Gasgemische vorhanden. Beim Abfüllen und Arbeiten also nicht Rauchen oder mit Feuer hantieren und stets für ausreichend Belüftung sorgen.

 

8. Inhalt kennzeichnen

Notieren Sie auf dem Behälter immer, um welchen Stoff es sich handelt (Dispersionsfarbe, Beize, Leim etc.), ggf. den Farbton, den Verwendungszweck und das Datum. So können Sie für Reparaturen oder andere Projekte leicht auf die passende Farbe/den passenden Klebstoff zurückgreifen. Ohne ausreichende Beschriftung ist die Zuordnung nach ein paar Monaten oft nicht mehr möglich, vor allem, wenn Sie mehrere Reste aufgehoben haben.

 

9. Haltbarkeitsdatum beachten

Allgemein lässt sich sagen, dass wasserlösliche Farben und Lacke länger haltbar sind als lösungsmittelhaltige Farben. Auf gebrauchsfertigen Farben, Lacken, Leimen wird vom Hersteller meist ein Haltbarkeitsdatum oder -zeitraum angegeben. Bei DICTUM geben wir zum Beispiel an, dass Leime je nach Typ und Hersteller mindestens 6 oder 12 Monate nach Erwerb verwendbar sind. Ähnlich wie das Haltbarkeitsdatum bei Lebensmitteln, die oft nach Ablauf des MHD noch für eine gewisse Zeit genießbar sind, verändern sich auch bei Leimen und Lacken die Eigenschaften nach Ablauf allmählich. Meist leidet die Haftfähigkeit als Erstes. Die Farbe bzw. der Leim sehen zwar noch normal aus, haften aber nicht mehr richtig an der Oberfläche oder härten nicht mehr komplett durch. Verdorbene Farben und Leime lassen sich schnell am Geruch erkennen. Wenn eine Farbe oder ein Leim komisch riechen, sauer oder faulig, müssen sie entsorgt werden. Auch durch Zugabe von neuem Lösungs- oder Bindemittel werden die verdorbenen Inhaltsstoffe nicht wieder brauchbar.

 
Gefahrstoffkennzeichnungen

10. Fachgerecht entsorgen

Eingetrocknete Farben, Lacke und Leime können in der Regel über den Hausmüll entsorgt werden. Anders sieht es mit noch flüssigen Restmengen aus. Diese müssen Sie zum Wertstoffhof in die Schadstoffsammlung geben. Selbst kleine Restmengen dürfen nicht einfach über den Kanal entsorgt werden. Farben, Lacke und Leime können im Rohr oder Siphon verkleben und zu Verstopfungen führen. Zudem können Kläranlagen mit manchen Farben und Lösungsmitteln echte Probleme bekommen. Deshalb kleine Restmengen von Farben und Lacken am besten auf einem Abfallstück Holz oder Karton verstreichen und trocknen lassen. Anschließend können Sie die durchgetrockneten Reste über den Hausmüll entsorgen. Beachten Sie jedoch stets die Entsorgungshinweise des Herstellers!

Für mehr Wissenswertes über Leime und Werkstoffe, bieten wir Ihnen einen Onlinekurs zu diesem Thema: Leime und Klebstoffe in der Holzwerkstatt.