Osterhasen schnitzen
Mit wenig Aufwand und ohne Vorkenntnisse lustiges Spielzeug oder schöne Dekorationen schnitzen. In diesem Tutorial zeigen wir Ihnen, wie Sie mit ein paar Schnitzmessern und etwas Geschick einen kleinen Hasen schnitzen können. Die gezeigten Techniken können Sie leicht auf andere Figuren übertragen.
 

Werkzeuge

Wir empfehlen als Grundausstattung den DICTUM Schnitz- und Schälmesser-Satz, 5-teilig, inkl. Lederrolltasche, eine Laubsäge (z. B. Japanische Laubsäge), Dekupiersäge oder Bandsäge. Zum Zeichnen und Übertragen der Vorlage benötigen Sie Papier und Bleistift sowie Schleifpapier, wenn Sie die Figur zum Abschluss glätten möchten.

Material

Benutzen Sie für den Einstieg ins Schnitzen möglichst weiche Hölzer, bei denen das Früh- und Spätholz der Jahrringe annähernd die gleiche Härte aufweist und die beim Schnitzen einen gleichbleibenden Widerstand bieten. Zu diesen Hölzern gehören Weymouth-Kiefer (Strobe), Zirbe und Linde (z. B. Lindenholz-Reststücke, 7,5 kg). Linde ist von diesen drei Arten das härteste, jedoch in den meisten Fällen auch das homogenste Holz. Andere Weichhölzer wie Kiefer und Fichte sind wenig homogen und haben deutliche Unterschiede zwischen Früh- und Spätholz. Harthölzer wie Buche oder Ahorn haben kurze Fasern, die sich gut schnitzen lassen, benötigen aber viel Kraft bei der Bearbeitung, weshalb sie für den Einstieg in die Technik des »In-der-Hand-Schnitzens« weniger geeignet sind.

Ein ideales Material zum Üben und Ausprobieren der Schnittführung ist Seife, da sie absolut homogen ist. Blöcke von Haushalts- oder Kernseife haben eine praktische Größe und sind einfach zu bekommen. Ähnlich wie Holz neigt Seife zum Absplittern, wenn die Schnitte in die falsche Richtung geführt werden. Im Gegensatz zu Wachs verklebt Seife die Schnitzwerkzeuge nicht. Geschnitzte Objekte aus Seife sind zudem ausgefallene Geschenke.

Vorlagen

Wir haben für Sie zwei unterschiedliche Hasen vorbereitet. Der stehende Hase ist wegen seiner getrennten Ohren etwas schwieriger zu schnitzen als der Kauernde. Wer direkt losschnitzen möchte, ohne die Figur erst aufzeichnen und aussägen zu müssen, kann auch mit fertig ausgeschnittenen Schnitzrohlingen arbeiten (z. B. Delphin, Lindenholz).

Hasen Vorlage

Klicken Sie auf das Bild, um die Vorlagen als PDF herunterzuladen

Faserrichtung beachten

Holz besteht aus vielen, mehr oder minder parallellaufenden Fasern. Bei Schnitten in Faserrichtung lassen sich die einzelnen Späne leicht aus dem Faserverbund lösen bzw. spalten. Bei Schnitten quer zu den Fasern müssen diese in ihrem Querschnitt durchtrennt werden, was wesentlich mehr Kraft benötigt. Da sich die Holzfasern in Längsrichtung leichter aus dem Verbund lösen als sie sich quer durchtrennen lassen, reißen ungestützte Holzfasern zum Rand des Werkstücks aus.

Mit der Faser schneiden:

Beim Ausarbeiten von Vertiefungen wird stets mit der Faser in die Tiefe geschnitten. Schneiden Sie niemals nach außen, da ansonsten die Fasern wegsplittern, vor allem bei langfaserigen Hölzern (Tanne, Fichte, Esche etc.). Dabei spielt es keine Rolle, ob es sich um eine sanft abgerundete oder v-förmige Vertiefung handelt. An der Stelle, an der die Schnitte aufeinandertreffen, entsteht meist eine raue Oberfläche mit losen Fasern. Diese können Sie am besten durch Schnitte quer zur Faser entfernen und so die Fläche glätten.

Zeichnung: Mit der Faser

Damit die Holzfasern nicht wegbrechen, wird immer mit der Faser geschnitten

 

Stoppschnitte:

Um das zu weite Einreißen bzw. Aufspalten der Holzfasern zu verhindern, werden sog. Stoppschnitte gesetzt. Diese werden meist rechtwinklig oder in einem steilen Winkel zur Oberfläche ins Holz gedrückt, wenn zum Beispiel lange Schnitte an einer Stelle abrupt enden sollen. Setzen Sie den Stoppschnitt, bevor Sie den langen Schnitt ansetzen.

Zeichnung: Stoppschnitte

Mit einem Stoppschnitt wird die Holzfaser durchtrennt, damit sie nicht unkontrolliert einreißt

Schnittechniken

Beim »Schnitzen in der Hand« wird das Werkstück nicht eingespannt, sondern mit einer Hand gehalten. Die »haltende Hand« befindet sich stets hinter dem Messer bzw. der Schneide oder wird durch das Werkstück vor Schnitten geschützt. Die das Messer führende Hand (»Messerhand«) ist in der Regel sowieso hinter der Schneide, nur der Daumen ist bei manchen Schnitttechniken gefährdet. Diesen können Sie vorsorglich mit zwei, drei Lagen Pflaster umwickeln. Wer auf Nummer sicher gehen möchte, verwendet Schnittschutzhandschuhe. Wichtig: Alle groben Schnitte mit großem Materialabtrag immer vom Körper weg ausführen! In Richtung Körper nur kontrollierte Schnitte mit dünnen Spänen ausführen.

Grobe, lange Schnitte:

Die haltende Hand umfasst das Holzstück hinter der Ansatzstelle des Schnitzmessers. Mit der Kraft des Armes der Messerhand wird der Schnitt vom Körper weg ausgeführt und geht ins Leere, wenn die Klinge das Material verlässt. Wird dabei mit viel Kraft gearbeitet, sind diese Schnitte schwer zu kontrollieren bzw. zu stoppen. Vorsicht: Achten Sie auf Ihre Beine bzw. Oberschenkel, wenn Sie im Sitzen schnitzen und keine Auflage auf einem Tisch haben!

Lange Schnitte
 

Hebelschnitt:

Der Daumen der haltenden Hand dient bei dieser Schnitttechnik als Stütze für den Messerrücken. Der Griff des Schnitzmessers wird in einer bogenförmigen Bewegung zurückgezogen, die Schneide dringt kontrolliert ins Material ein. Bei kurzen Schnitten kann alternativ der Daumen der haltenden Hand die Klinge ins Material drücken. Geeignet ist diese Technik für das kontrollierte Ausarbeiten von Details.

Hebelschnitt
 

Schälschnitte:

Diese Technik erinnert an das Schälen eines Apfels. Das Schnitzmesser wird mit den Fingern der Messerhand gehalten. Der Daumen der Messerhand dient als Widerlager am Holz. Durch Schließen der Hand wird die Klinge in Richtung des Daumens gedrückt. Die Schnittbewegung sollte dabei oberhalb des Daumens enden. Nur bei kurzen Schnitten mit dünnen Spänen kann auch zum bzw. gegen den Daumen geschnitten werden, da sich der Druck sehr gut kontrollieren lässt.

Schälschnitt
 

Bei Ausarbeiten von Details wird ständig zwischen Hebel- und Schälschnitt gewechselt und das Messer in der Messerhand gedreht. So können Sie die Fasern in beide Richtungen einschneiden, ohne das Werkstück ständig drehen zu müssen.

Ausarbeiten der Form

Beim Schnitzen einer Figur wird zunächst die grobe Form angelegt, d. h. das überschüssige Material wird grob abgetragen. Legen Sie dabei Flächen und Facetten an, Rundungen entstehen erst später. An Facetten lässt sich besser kontrollieren, ob zum Beispiel beide Hälften der Figur symmetrisch sind. Bedenken Sie, dass es sich beim Schnitzen um eine rein »subtraktive Formgebung« handelt und Sie nur Material abtragen können. Was weg ist, ist weg und kann nicht mehr hinzugefügt werden.

Ist die grobe Form ausgearbeitet, geht es an die Details. Auch dabei werden zunächst kleine Flächen und Facetten angelegt, um die Formen besser vergleichen und kontrollieren zu können. Erst zum Schluss werden alle scharfen Kanten verfeinert und abgerundet. Oft reicht es aus, wenn die Figur geschliffen wird, um ihr ein weicheres Aussehen zu geben und die Facetten zu entfernen. Auch eine noch facettierte Figur kann ausdrucksstark sein und ihren Reiz haben – probieren Sie beides mal aus.

Fasen

An Flächen und Facetten bricht sich das Licht, die Formen sind gut überprüfbar

 

Arbeitsschritte

  1. Aufzeichnen der Konturen Übertragen Sie die Konturen der Vorlage auf ein passendes Holzstück. Am einfachsten geht das, indem Sie die Papiervorlage ausschneiden, sie auf das Holzstück legen und die Konturen mit einem weichen Bleistift nachfahren. Ein etwas dickeres Papier (120 g) vereinfacht das Nachfahren mit dem Stift.
  2. Aussägen der Kontur mit Laubsäge, Bandsäge etc. Um nicht die gesamte Figur aus dem Holzklotz herausschnitzen zu müssen, können Sie ihre Konturen bzw. die groben Umrisse mit einer Laub- oder Japansäge, Band- oder Dekupiersäge ausschneiden.
  3. Anlegen der groben Form Der Körper des Hasen soll zum Rücken hin schmäler werden, auch der Kopf wird zum Nasenrücken hin schmäler. Die Oberschenkel stehen leicht vor, die Vorderläufe sollen nach innen zeigen. Die Ohren des Hasen heißen auch Löffel, sie bekommen eine entsprechende Form. Tasten Sie sich allmählich an die Form heran.
  4. Aufzeichnen von Details Um den Überblick zu behalten, wo Material stehen bleiben soll und wo noch mehr wegmuss, zeichnen Sie zwischendurch immer wieder Details nach, die durch einen Schnitt weggefallen sind. Schraffieren Sie Bereiche und Flächen, an denen noch Holz entfernt werden muss. So können Sie die optische Wirkung von Vertiefungen erkennen, bevor das Material abgetragen wird.
  5. Ausarbeiten von Details Achten Sie vor allem beim Schnitzen der Details auf den Faserverlauf und eine saubere Schnittführung. Gerade beim Ausarbeiten der Feinheiten zeigen die Holzfasern ihre Tücken und brechen aus. Arbeiten Sie mit wenig Kraft und scharfen Messern. Wenn nötig, schärfen Sie ihre Schnitzmesser zwischendurch nach. Wie detailliert Sie eine Figur ausarbeiten, bleibt Ihnen überlassen. Manche Figuren wirken bereits durch ihre grobe Form, andere beginnen erst durch viele Details zu leben.
  6. Glätten von Facetten und Schleifen der Figur Zum Abschluss sollten Sie alle Flächen mit feinen Schnitten »beischnitzen« und dabei gleichzeitig alle Bleistiftspuren und Handabdrücke beseitigen. Möchten Sie, dass die Figur eine weiche ineinanderfließende Form bekommt, können Sie alle Ecken und Kanten sorgfältig schleifen. Bei größeren Objekten können Sie auch mit Riffelraspeln (Nr. 704681) nacharbeiten.