Tipps zum Thema Bohren
 

Genaue Bohrungen sind für viele Aufgaben im Holzhandwerk die Basis. Ob beim Dübeln, Anschlagen von Bändern oder als Vorbereitung für Holzverbindungen, eine exakt ausgeführte Bohrung erleichtert die weiteren Arbeiten. Mit den folgenden 7 Tipps gelingen Ihnen Bohrungen in Holz und Holzwerkstoffe einfacher und genauer.

Geeignete Bohrer

Zuallererst sollten Sie stets einen geeigneten Bohrer, also einem zum Material Holz passenden Bohrer wählen. Typische Spiralbohrer für Holz erkennen Sie daran, dass sie eine Zentrierspitze und Seitenschneiden besitzen. Durch die etwas hervorstehende Zentrierspitze können Holzbohrer auch bei unterschiedlich harten Jahresringen exakt angesetzt werden. Ohne diese Spitze würden sie ansonsten schnell in die weicheren Fasern abrutschen. Ihre Seitenschneiden durchtrennen die Holzfasern sauber, sodass die Bohrlöcher weniger ausreißen. Der Drallwinkel (Steigung der Spirale) ist darauf ausgerichtet, die vergleichsweise kurzen Holzspäne schnell aus dem Bohrloch herauszubefördern.

Bohrer

Metallbohrer haben eine andere Schneiden-Geometrie und meist einen flacheren Drallwinkel, da beim Bohren von Metall langsamer gebohrt wird und wesentlich längere Späne entstehen. Je nach Ausführung liefern manche Spiralbohrer für Metall auch in Holz und vor allem in Plattenwerkstoffen durchaus gute Ergebnisse. Durch die fehlende Zentrierspitze ist jedoch ein punktgenaues Ansetzen schwieriger als bei Holzbohrern.

Völlig ungeeignet zum präzisen Bohren in Holz sind Steinbohrer. Ihre eingelöteten Hartmetallspitzen sind für den Abtrag von sprödem Stein, meist in Verbindung mit einer stoßweisen, meißelnden Bohrbewegung (Bohrmaschine mit Hammerschlag) ausgelegt. Die Holzfasern werden mehr gedrückt und zerbrochen als geschnitten. Im Holz hinterlassen Steinbohrer deshalb ungenaue und ausgefranste Löcher. Neben den genannten Standardbohrern gibt es zahlreiche Spezialbohrer für besondere Aufgaben. Wenn beispielsweise unterschiedliche Materialien wie Holz und Stein zusammen gebohrt werden sollen (z. B. bei Montagearbeiten) sind sogenannte Mehrbereichs-Spiralbohrer gut geeignet.

Passen Sie stets die Drehzahl der Bohrmaschine an den Durchmesser des Bohrers und an das zu bohrende Material an. Bei zu hohen Drehzahlen kann der Bohrer überhitzen und dadurch unbrauchbar werden. Als Faustregel gilt: kleinere Bohrer mit höheren Drehzahlen und größere Bohrer mit geringeren Drehzahlen benutzen. Viele Hersteller geben den korrekten Drehzahlbereich auf der Verpackung an.

1. Zentrum markieren

Beim Bohren in Metall werden Bohrungen stets angerissen und anschließend angekörnt, damit der Bohrer auf der glatten Metalloberfläche direkt greift und nicht auswandert. Auch wenn Holzbohrer eine Zentrierspitze besitzen, sind Sie bei präzisen Arbeiten gut beraten, die Bohrung vorab z. B. mit einem Vorstecher oder Nagel zu markieren. Holzbohrer können Sie dann mit der Zentrierspitze genau in dieser Markierung ansetzen.

2. Von beiden Seiten bohren

Durch ihre Fasern neigen Holz und Holzwerkstoffe beim Durchbohren auf der Austrittsseite des Bohrers zum Ausreißen. Bei gleichmäßig ausgehobelten Werkstücken und Plattenwerkstoffen können Sie dies leicht verhindern, indem Sie mit Hilfe einer Ständerbohrmaschine mit Tiefenanschlag oder eines Tiefenanschlagsrings nur so tief bohren, bis die Zentrierspitze auf der Austrittsseite gerade eben durchsticht. Nun drehen Sie das Werkstück um und setzen die Zentrierspitze in der Austrittsstelle wieder ein. Bei größeren Bohrern mit Zentrierspitze und Seitenschneiden (z. B. Forstnerbohrern) entsteht dabei ein dünnes Blättchen, das Sie aus der Bohrung herausdrücken können – ein gutes Zeichen für eine sehr genaue Bohrung.

Von beiden Seiten bohren
Gerade bohren mit CD

3. Gerade bohren mit alter CD

Bohren Sie in eine alte CD-ROM ein Loch, das mindestens so groß ist wie das Loch, das Sie bohren möchten. Stecken Sie die CD über den Holzbohrer (spiegelnde, unbedruckte Seite nach oben) und setzen Sie den Bohrer auf der gewünschten Stelle an. Lassen Sie die CD aufs Werkstück gleiten und halten Sie sie fest. Anhand der Spiegelung auf der CD können Sie nun die Bohrmaschine ausrichten. Wenn der Bohrer und seine Spiegelung optisch eine durchgehende Gerade bilden, steht der Bohrer senkrecht zum Werkstück bzw. zur Spiegelfläche der CD. Ziehen Sie bei tieferen Bohrungen mit Holz-Spiralbohrern den Bohrer ab und zu aus dem Bohrloch, um die Spiralnut von Spänen zu befreien. Dies verringert die Reibung im Bohrloch, der Bohrer wird nicht so schnell heiß und das Bohren fällt leichter.

4. Peilhilfen für gerade Bohrungen

Stellen Sie einen Schreinerwinkel oder einen 3D-Gehrungswinkel als Peilhilfe auf das Werkstück. Blicken Sie seitlich auf den Bohrer und richten Sie ihn mithilfe des Winkels aus. Der 3D-Gehrungswinkel hat, verglichen mit einem normalen Schreinerwinkel, den Vorteil, dass er nicht so leicht umfällt.

Peilhilfen für gerade Bohrungen

5. In umgekehrter Reihenfolge senken

Üblicherweise wird zuerst gebohrt und für Senkkopfschrauben dann mit einem Kegelsenker das Loch gesenkt. Bei billigen Senkern mit nur wenigen Schneiden werden die Senkungen oft etwas »unrund«. Für kleine Schraubenköpfe wird die Senkung so schnell zu groß. Beiden Fehlern können Sie entgegenwirken, wenn Sie zuerst senken und anschließend bohren. Sollte der Senker eine stumpfe Spitze haben oder nicht an vorderster Spitze schneiden, können Sie die Position etwas tiefer vorstechen oder mit einem kleineren Bohrer etwas vorbohren, um den Senker sauber ansetzen zu können. Verringern Sie beim Senken immer die Drehzahl, da dieser stets einen wesentlich größeren Durchmesser hat als der verwendete Bohrer. Im Gegensatz zu vielen Kegelsenkern besitzen die meisten Querlochsenker eine akkurate Spitze, die einen präzisen Rundlauf in der bereits vorhandenen Bohrung sicherstellt.

6. Zusatzfunktion von Aufstecksenkern

Mit Aufstecksenkern werden Bohrung und Senkung in einem Arbeitsgang ausgeführt. Dies hat den Vorteil, dass der Senker durch den Bohrer sauber geführt wird. Wenn der Aufstecksenker eine flache Seite hat, können Sie ihn auch als Tiefenanschlag nutzen. Der Senker wird dazu einfach umgedreht aufgesetzt und mit der Madenschraube in der gewünschten Tiefe am Bohrer fixiert. Achten Sie beim Bohren darauf, dass keine Späne zwischen der glatten Seite des Senkers und der Werkstückoberfläche liegen, da diese die Oberfläche zerkratzen und die Bohrtiefe verringern können.

Zusatzfunktion von Aufstecksenkern

7. Zwei praktische Bohrlehren

Für unterschiedliche Bohraufgaben gibt es zahlreiche Bohrlehren, die ein genaues Bohren erleichtern. Solche Bohrlehren bauen Sie sich einmal und können sie dann für künftige Projekte immer wieder nutzen. Wir empfehlen deshalb, dafür einen festen Lagerplatz in der Nähe der Bohrmaschine einzurichten. Hier möchten wir zwei Bohrlehren vorstellen, die Sie leicht selbst bauen können.

Die »Bohrlehre für Rundstäbe« ermöglicht exakt mittige Bohrungen in Rundstäbe und Rohre, bei denen der Bohrer oft wegrutscht oder sich das Werkstück schnell verdreht. Für die Lehre schneiden Sie zunächst mit der Kreissäge eine V-Nut in ein dickeres Holzstück. Übertragen Sie die Mittellinie der V-Nut auf die Gegenseite. Entlang dieser Linie können Sie nun Bohrungen mit unterschiedlichen Durchmessern einbringen, um die Bohrlehre für mehrere Bohrer nutzen zu können. Wenn Sie die Bohrungen zudem mit einem definierten Abstand zur Stirnseite anbringen, können Sie die Lehre auf dem Werkstück später leichter genau in Position ausrichten.

Bohrlehre für Rundstäbe
Bohrlehre für schräge Bohrungen
 

Die zweite Bohrlehre ermöglicht schräge Bohrungen in Bretter und Platten. Vor allem Bohrer mit größerem Durchmesser (Kunst- oder Forstnerbohrer) lassen sich fast nur im rechten Winkel zur Holzoberfläche ansetzen. Beim Versuch, sie schräg anzusetzen, greifen die Seitenschneiden nur an einer Stelle ins Holz, während der Bohrer noch keine Führung hat. Die Folge ist, dass der Bohrer sofort unkontrolliert übers Werkstück wandert.

Für die »Bohrlehre für schräge Bohrungen« benötigen Sie einen etwas stärkeren Holzklotz (abhängig vom Durchmesser des Bohrers). Bohren Sie mit dem Bohrer, den Sie auch später für die schräge Bohrung verwenden möchten, ein senkrechtes Loch in den Klotz. Nun übertragen Sie die Größe der Bohrung auf die Seite des Klotzes und zeichnen, von einer dieser Markierungen ausgehend, den gewünschten Winkel der Bohrung an. Wichtig ist, dass die Bohrlehre den Bohrer beim Ansetzen ringsum umschließt und ihm Führung gibt. Nun können Sie den Klotz entlang der Winkelmarkierung an der Kreissäge oder Bandsäge auftrennen. Das »Abfallstück« wird als Auflage bzw. zum Festspannen der Lade an das Teil mit der Bohrung angeleimt und verschraubt. Um die Reibung zu erhöhen, können Sie einen Streifen Schleifpapier an der Unterseite der Bohrlehre aufkleben. Die Bohrlehre spannen Sie nun von oben auf das Werkstück. Unter das Werkstück kommt noch ein »Opferholz«, damit nichts ausreißt und Sie nicht aus Versehen in die Hobelbank bohren. Bedenken Sie beim Bohren, dass die Bohrstrecke durch die Schräge wesentlich länger wird als eine senkrechte Bohrung.

Wie die beiden Bohrschablonen gebaut werden, können Sie sich in unserem Video »7 Tipps zum Bohren in Holz« genau anschauen.